GJERAVICË 2656m - HÖCHSTER BERG KOSOVOS (23.05.2011)  5

Written by Sputnik (Gerber Andrej)

Start point Albanski bistrica (1,200m)
Endpoint Lumbardhi /Kožnjar (950m)
Characteristic Hillwalk
Duration 10h 00min
Distance 20.0km
Vertical meters 1,500m
Map
Ascents Đeravica (2,656m) 23.05.2011
Auf der Gjeravicë, auf serbisch Ђеравица (Đeravica). Der 2656m hohe ipfel ist der Jandeshöhepunkt vom Kosovo.
Auf der Gjeravicë, auf serbisch Ђеравица (Đeravica). Der 2656m hohe ipfel ist der Jandeshöhepunkt vom Kosovo.

Am Morgen gegen halb sieben stand ich im Restaurant in Deçan vom Hotel wo ich Hotelmanager Qazim treffen sollte. Ein Angestellter schlief noch hinter der Bar und bot mir dann aber wegen der frühen Zeit mit erstauntem Blick schnell einen Kaffee an. Nach sieben Uhr öffnete das Hotelrestaurant und die ersten Gäste kamen, doch mein kosovarischer Kollege war noch nicht aufgetaucht. Ein weiterer Angestellter rief dann Qazim an, er hatte nach einer langen Nacht verschlafen aber kam nun sofort ins Hotel. Kurz nach acht fuhren wir los. Man fährt beim grossen Kreisel in der Ortsmitte nach links in Richtung Berge. Nach zwei Kilometer passiert man einen NATO-Kontrollpunkt beim serbisch-orthodoxen Kloster Manastiri i Deçanit / Manastir Visoki Dečani. Dort endet die Asphaltstrasse und fährt nun auf einer nur allradtauglichen Strasse weiter ins tief eingeschnittene Tal der Bistrica e Deçanit / Dečanska Bistrica. Nach dem Elektrowerk Lumbardhi / Kožnjar führt die Strasse über drei Haarnadelkurven bergauf. Hier verlässt man den Hauptweg und biegt in die kleine Forststrasse ein, welche dem Bergbach des Albanski bistrica folgt. Auf 1200m endet die unbefestigte, extrem holprige Forststrasse bei einer Fussgängerbrücke. Ich legte mit Qazim meine Rückkehrzeit fest und er gab mir ein Natel für den Gipfelanruf sowie eine geladene Pistole für meine Sicherheit mit auf den Weg. Das Abenteuer konnte also beginnen! Nach der Fussgängerbrücke ging es zuerst auf einem alten Forstweg bergauf bis zur nächsten Bachüberquerung. Die zweite Brücke war halb von Hochwasser zerstört, die nächste Brücke sah auch nicht verlockender aus - irgendwann stand ich wegen völlig zerstörten Brücken und weggespülten Teile der Forststrasse definitiv auf der falschen Seite. Schon zuvor musste ich einige Male zurückgehen um wieder auf dem richtigen Weg zu sein, doch jetzt musste ich hinüber und der Rückweg war zu mühsam. Ich fand dann einen Baum über welchen ich den Bergbach luftig queren konnte. Danach füllte ich mir noch einen Schuh mit frischem Bergwasser und rutschte aus, so dass mich beim Schreiben dieses Berichtes immer noch ein blauer Fleck an der Hüfte daran erinnert. Als die Forststrasse dann höher über dem Bach verlief ging es endlich flott voran. Sie endete aber wieder an mehreren Stellen in der Schwemmebene Zali rupa auf zirka 1500m. Hier galt es die kaum auszumachende Abzweigung zu finden bei dem ein alter jugoslawischer Bergweg steil durch den Wald bergauf führt. Den Anfang fand ich nicht, jedoch traf ich etwas höher im Wald einen kaum sichtbaren Pfad und eine Markierung am Baum. Bald darauf wurde das Weglein immer deutlicher und weitere Markierungen waren zu entdecken. Am Waldrand legte ich eine Rast ein, denn nun war die Route zum Gipfel klar. Gemächlich wanderte ich über die Alp Vokšanske Pločice hinauf zum Pass Ćafa e Ljekenit (2065m). Nun galt es eine riesige alpine Wiese zu queren um auf den Grat südwestlich P.2099m zu erreichen, dabei passierte ich einen Bergsee und die ersten grösseren Schneefelder. Auf dem Grat hatte ich dann endlich den ganzen restlichen Aufstieg vor meinen Augen. Die ganze Nordseite zeigte sich tief winterlich so dass ich nun wusste dass es noch lange dauern werde bis ich den Gipfel erreiche. In einer Ebene auf 2300m unterhalb der Gipfelflanke traf ich auf verwaschene Fussspuren im Schnee, der Gjeravicë wird also doch im Frühjahr manchmal bestiegen! Die Spuren leiteten zum Nordnordostgrat hinauf und so mühte ich mich in tiefem Nassschnee zum Grat hinauf. Kurz unter dem Gratrücken hatte ich dann einige Krämpfe was ich auf einer Tour bisher noch nie erlebt hatte - wohl da mir unüblicherweise ein Frühstückt fehlte? So legte ich nochmals eine grössere Pause ein und gönnte mir eine Banane. Über den tiefwinterlichen Gratrücken waren es nun immer noch 150 Höhenmeter zum Gipfel. "Wenn ich schon einmal im Kosovo Bergwandern geh, dann will ich auch auf dem höchsten Gipfel stehen!" waren meine Gedanken. Zum Gipfel hin lief es dann jedoch immer besser und so stand ich nach sechs abenteuerlichen Stunden Aufstieg um halb vier endlich auf dem Dach Kosovos! Ich telefonierte mit Qazim und machte unseren Treffpunkt um halb acht am Ausgangspunkt ab. Der Abstieg verlief dann aber schneller als ich gedacht hatte. Unterwegs konnte ich meine Flaschen in einem Schmelzwasserbach auf der Alp auffüllen um endlich wieder reichlich trinken zu können. Dem Bergbach folgte ich stets, bis auf die letzten drei Brücken, dem südlichen Ufer was momentan definitiv die beste Routenwahl ist. So erreichte ich den Ausgangspunkt um sieben Uhr. Nach einer kurzen Rast lief ich die Strasse weiter bergab und traf dann unterhalb vom Elektrowerk auf Qazim. Glücklich fuhren wir zurück zum Hotel wo ich mich nach einer Pizza auch rasch Schlafen legte.

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