Monsterabfahrt vom Finsteraarhorn (06.04.2018)
Written by senfterberg (Coni Häusler)
Ascents | Finsteraarhorn (4,274m) | 06.04.2018 |
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Gross Fiescherhorn (4,049m) | 06.04.2018 | |
Hinter Fiescherhorn (4,025m) | 06.04.2018 |
Überquerung Berner Alpen
Wieder ein gemütlicher Morgen. Der Wecker läutet um 3 Uhr. Verschlafen setzen Andy und ich uns ins Auto und fahren nach Interlaken. Nach gut 4 Stunden Autofahrt geht es mit dem Zug weiter, der uns auf den höchsten Bahnhof Europas bringt.
„Super akklimatisiert“ starten wir um 10.30 mit der Überschreitung der Berner Alpen. Bald sind die Touristenscharen hinter uns gebracht, spätestens ab dem Mönchsjoch sind die Bergsteiger unter sich. Nach einer kurzen pulvrigen Abfahrt wird auf ca. 3.300 m angefellt, um auf das Fiescherjoch zu gelangen. Wetter und Verhältnisse waren perfekt, die grandiose Gletscherwelt atemberaubend. Gegen das hier wirkt der Gepatschferner wie ein Kinderspielplatz, war Andys trockener Kommentar.
Die Jungfrau Gletscherwelt war nach dem Neuschnee des Vortags tatsächlich noch jungfräulich, Gott sei Dank waren wir nicht die ersten und konnten einer ausgetretenen Spur folgen. Dennoch, aufgrund der schlechten Akklimatisierung waren die gut 600 Hm zum Joch recht anstrengend. Vom Joch waren es dann nur noch gut 100 Höhenmeter über einen lustig (und seilfrei) zu erklimmenden Grat auf das Grosse Fiescherhorn, ein Gipfel, dessen Nordwand den Talboden um Grindelwald richtiggehend beherrscht. Selbst von Bern aus ist dieser Gigant zu sehen.
Andy war mit diesem 4000er zufrieden. Ich nahm noch das Hintere Fiescherhorn mit, meine zweite Besteigung der Fiescherhörner, nach jener von 2015 (Ostern mit Terje). Am Joch schnallten wir die Schi an und begannen mit der eindrucksvollen Abfahrt zur Finsteraarhornhütte. Im Schirausch am Gletscher sollte man sich der Spalten stets bewusst sein. Ich fuhr am Rand der Spuren und etwas zu schnell, und konnte einer Querspalte gerade noch ausweichen. Auch vor Seracs muss man auf der Hut sein. Ein gigantischer Abbruch über die Abfahrtsroute spricht Bände. Ein Aufstieg über selbige Route erscheint doch etwas riskant. Dank Falkner Wachs ging es auch über den flachen Gletscherboden flott dahin und so erreichten wir am späten Nachmittag die Finsteraarhornhütte.
Weiter weg von der Zivilisation zu sein als auf dieser auf über 3.000m gelegenen Hütte ist wohl nicht möglich. Gletscher, Felswände und hohe Gipfel überall. Keine Spur von Handyempfang, Fliesswasser oder sonstige Finessen. Dafür konnten wir angenehme Temperaturen und strahlenden Sonnenschein auf der Terrasse geniessen. Das Essen war auch ok, also was will man mehr.
Nach einer Nacht ohne Schnarcherei war kurz nach 4 Uhr Tagwache. Eine knappe Stunde später hatten wir bereits die Schi an den Füssen und legten los. Trotz fehlender Harscheisen ging es recht schnell aufwärts, wir kamen so gut voran, dass wir noch vor Sonnenaufgang den sogenannten Frühstücksplatz erreichten. Die blaue Stunde vor Sonnenaufgang und die sich mit jedem Höhenmeter prächtiger offenbarende Berner Hochgebirgswelt waren unglaublich schön, besonders der Blick zu den Wannenhörnern auf der anderen Talseite.
Mit zunehmender Höhe wurde unser Tempo immer langsamer, auch wenn sich die Höhe schon wesentlich besser anfühlte als tags zuvor. Der Schlussanstieg zum Huigsattel, dem Skidepot, war dann doch recht kraftraubend. Es war erst kurz nach 8 und ausser einem Pärchen vor uns war am Berg noch gar nichts los. Wir seilten uns an und nahmen den Gipfelgrat in Angriff. Dieser waren eigentlich relativ unproblematisch zu gehen. Das Seil war fein, aber auch nicht unbedingt notwendig. Um 9 Uhr, 4 Stunden nach Aufbruch von der Hütte, betraten wir den schmalen Gipfel. 3000 Meter über dem Wallis, und ebenso hoch über dem Berner Oberland. Ein phantastischer Augenblick.
Doch das beste sollte erst kommen. Wir mussten ja vom Finsteraarhorn, 4.274m, hinunter nach Fieschertal, 1.157m. Ein Höhenunterschied von über 3.000 Meter. Im Sommer sicher ein 2 Tages-Unternehmen, doch an diesem Tag war alles perfekt. Vom Huigsattel ging es über harten Schnee recht ruppig zum Frühstücksplatz, danach fuhren wir über die noch nicht aufgefirnten Hänge zur Hütte ab. Von dort mittels Cruise Control und Falkner Wachs über die Weiten des Fiescherfirns zu dessen Zunge, die Kilometer weit ins Tal raus fliesst.
In diversen Berichten habe ich einige Schauermärchen über die Abfahrt gelesen, von Spaltengefahr und 80 Meter Abseilaktionen war da die Rede. An diesem Tag aber nicht. Alles lief reibungslos, über butterweichen Firn ging es rechts der Eiszunge recht gemächlich dahin, nur an eine Steilstelle musste ein Colour überwunden werden, allerdings auch eher wenig dramatisch. Alte Spuren wiesen uns dann die Route vom Talausgang zum Ort hinunter. Aufgrund der unglaublichen Schneemengen, im dichten Wald auf 1500 m noch mehr als ein Meter, kamen wir ohne Abschnallen bis zur Strasse in Fieschertal, wo wir, nur gut zwei Stunden nach „Abfahrtsstart“, ankamen. Mit einem ungewöhnlich sympathischen Bergführer teilten wir uns noch eine Taxirechnung, ein Zugabteil und ein paar Bier, bis wir wieder in Interlaken waren. Auf der Heimfahrt nach Zams wurde bereits die Tour des kommenden Tages besprochen.
User comments
Fantastisch
Written by mortenh 15.04.2018 13:25Fantastische Bilder und Landschafren. Das Bild mit Skiroute links unten: Da wirkt der Skiroute etwas Eisig :-)